Unser 10-jähriges Heimattreffen vom
11. bis zum 18. August 2003 verlief in diesem Jubiläumsjahr ganz anders als
geplant. Bei Begrüßungen, Ansprachen und anderen Anlässen waren seitens der
örtlichen Verantwortlichen des Festes weder Willkommensfreude gegenüber den
ehemaligen Marschendorfern und anderen Riesengebirgsheimatfreunden, noch Verantwortung
gegenüber der Geschichte und gebührende Pietät zu spüren.
Vor zehn Jahren, im August 1994, in der Neuen Schule war das ganz anders. Der
damalige Bürgermeister Jan Gez begrüßte uns im Namen der Gemeinde offiziell
auf das herzlichste und eröffnete damit das erste Riesengebirgsheimattreffen.
Er wünschte allen, dass es ihnen hier gefällt, und gab der Hoffnung Ausdruck,
sie mögen als Freunde wieder hierher ins Aupatal nach Marschendorf kommen. Der
Gemeinde Marschendorf wurde ein Wappen überreicht und der Schule eine Geldspende,
als Zeichen der Freundschaft und des hoffnungsvollen Miteinander.
Auch der damalige Wunsch der jetzt Einheimischen, es möge wieder eine Glocke
von der Maria Himmelfahrtskirche in Marschendorf läuten, wurde erhört.
Als Organisator rief ich alle anwesenden Heimatfreunde auf, mitzuhelfen den
Wunsch der Menschen zu verwirklichen. Dieser Aufruf bewirkte, dass ein Förderkreis
entstand, dessen Vorsitz von Herrn Graf Josef Czernin-Kinsky übernommen wurde.
Die Grafen-Familie Czernin-Kinsky übernahm schließlich auch die Stiftung einer
Glocke. Diese Glocke, die die Inschrift "Für Versöhnung und Frieden"
enthält, wurde im August 1998 feierlich übergeben und geweiht.
Die darauf folgenden acht Heimatreisen verliefen sehr positiv, und man spürte
ein langsames Zusammenwachsen, Miteinander und Versöhnung.
So war es der Wunsch, das 10-jährige Heimattreffen besonders festlich zu begehen,
und zu diesem Jubiläumsfest auch den vor 62 Jahren letztmalig stattgefundenen
Markttag wieder aufzunehmen. Viele Gespräche mit den örtlichen Verantwortlichen,
dem Bürgermeister Herrn Petr Kucerá, Herrn Pavel Klimes und anderen Einheimischen,
ließen erkennen, dass es ein Fest des Miteinander werden sollte. Im April fuhr
ich nochmals nach Marschendorf, um zu erfahren, ob das Jubiläumsfest wie geplant
gemeinsam stattfindet. Zu den letzten Gesprächen beim Bürgermeister im Rathaus
ließ man mich wissen, dass alles in Ordnung geht und das Jubiläumsfest mit Markttag
wie geplant stattfinden wird. Unsererseits wurde sogar versucht, alle Schriften
zweisprachig zu verfassen.
HOB Walter Schlesinger mit den Brüdern
Just im Gespräch.
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Festbesucher mit der Tanzgruppe
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Festrede des Bürgermeisters
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Tanzgruppe
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Trachtentänze
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Foto: Peter Schulz, Garbsen - 8/2003
Die Festtage kamen, und alles verlief
anders wie versprochen. Beim Patronatsfest und Festgottesdienst in der Maria
Himmelfahrtskirche am 15. August läuteten zum ersten Male keine Glocken, was
für viele Heimatfreunde genau so unverständlich war wie sicher auch für den
zu diesem Ereignis ebenfalls aus Österreich gekommenen Stifter der Glocke, Herrn
Graf Josef Czernin-Kinsky.
Bürgermeister Petr Kucerá eröffnete den Marschendorfer Markttag und begrüßte
alle Mitbürger, Landsleute, Gäste und Auswärtige. Einen Hinweis auf die lange
vorhergegangene deutsche Tradition dieses Festes hielt er ebenso wenig für erwähnenswert
wie die Begrüßung der ehemaligen Marschendorfer und Riesengebirgsheimatfreunde,
deren 10-jähriges Heimattreffen allein Grund der wieder aufgenommenen Festlichkeit
an diesem Wochenende war. Für die Vielzahl der anwesenden deutschen Heimatfreunde
und Touristen blieb als einzige Geste die ins deutsche übersetzte kurze Begrüßungsansprache
des Bürgermeisters. Selbst die Einladungsplakate waren lediglich in tschechisch
verfasst.
Wir waren für die Marschendorfer Gemeinde an diesem Festtag gar nicht anwesend.
Auf die Gründe angesprochen, gab es seitens Herrn Pavel Klimes lediglich ein
wortloses Achselzucken. Die auf der Marschendorfer Kirchenglocke eingegossenen
Worte sollten für alle gelten, egal welcher Nationalität. Dieses Neue Kirchenfest
war jedoch kein Weg der Versöhnung.
Seit zehn Jahren bemühe ich mich für ein neues Miteinander aller Menschen im
Aupatal, und unser kommen sollte doch allen unsere Verbundenheit zu allen Menschen
hier zeigen.
Das Geschehene hat besonders mir sehr wehgetan und einige hoffnungsfrohe Illusionen
in mir zerstört. Auf die Frage "Warum?" und "Wie weiter?"
kann nur die Gemeinde Marschendorf antworten.
Trotzdem gab es viele schöne Augenblicke mit meinen netten Reisegästen und auch
einigen Menschen im Aupatal, die uns ehrlich und gastfreundlich aufnahmen und
unsere Freunde sind und bleiben werden. Ihnen allen ein herzliches Dankeschön.
Organisator
und Riesengebirgsheimatfreund:
Hans Reinwand
Gemeinfelder Str. 102,
D- 97496 Burgpreppach.