Welche im Riesengebirge im Iser- und
Elbtal von Bedeutung war, konnte im Aupatal nie mit der Spinnerei gleichen Schritt
halten. Stasistische Daten der Reichenberger Handelskammer ermitteln etwa 5
000 Handweber im Bereiche des Riesengebirgsgebietes. Josef Burkert, Prag, schreibt
in einer Broschüre im Jahre 1856: "Man spinnt (?) wohl kaum mehr des Lohnes
wegen, der im günstigsten Falle 4 6 Kreuzer täglich betragen wurde, sondern
meist nur, um das Haus mit der nöthigen Leinwand zu versehen. Da lassen sichs
viele Hausfrauen nicht nehmen, noch immer nur Handgespinnst dazu zu verwenden,
wenn gleich dies weit theurer kommt, als Gewebe gleicher Qualität aus Maschinengarn!"
Die Leinweberei in dieser Zeit wurde größtenteils in der Weise betrieben, dass
sich der Weber das Garn selbst kaufte und die daraus verfertigte Leinwand als
Hausartikel zu Markte brachte. In späterer Zeit bezog er das Garn von einem
Verleger (Faktoreiinhaber) für welchen er arbeitet. Aber auch dieses System
vermochte sich nicht gegenüber der ständig wachsenden Bedeutung der mechanischen
Baumwollwebereien auf dem Markte durchsetzen. Der Fortschritt der Leinenweberei
war ein kaum merklicher, wenn auch der Ausbruch der Baumwollkrisis 1861
1865 vorübergehend eine Besserung brachte. Nach einem Berichte vom Jahre 1865
beträgt die Zahl der Handweber im Bereiche von Marschendorf (gegenwärtig die
Gemeinden Marschendorf I, II, III, IV, Dörrengrund, Niederkolbendorf, Dunkeltal
und Schwarzenberg) 154. Diese Zahl dürfte insofern nicht genau stimmen, da nur
jene Leinenweber nennt, welche hierorts für eine Faktorei arbeiteten.
Mit einem Erlass aus dem Jahre 1872 wurde verfügt, dass die Leinwandwäsche in
der österreichischen Armee abgeschafft wurde, ein gleicher Antrag zu Gunsten
der Baumwollewäsche betraf die Irrenhäuser. Das bedeutete den Untergang der
Hausweberei. Statistische Erhebungen aus dem Jahre 1886 besagen, dass im Gemeindegebiete
des ehemaligen "Großmarschendorf" weiter kein einziger Handwebstuhl
im Betrieb ist.
Anmerkung im Jahre 2011: Die Transkription des Gemeinde Gedenkbuches der Gemeinde Marschendorf IV. Teil erschien im Jahre 2006 im Eigenverlag! Peter Schulz