Das eben citierte Protokollbuch erzählt folio 178 weiter: "Anno 1011. War ein großes Erdbeben; der Mond war blutroth, und in Lothringen ward das Brunnenwasser in Blut verwandelt. Zu dieser Zeit kam das grausame Volk, Sarazenen, nach Kleinasien; man nannte sie Türken, was zuwar unerhört war. Zu derselben Zeit baute Herr Veit Waldnitzky ein dorf ober Marschendorf; es war ein raiches Dorf, das von der Viehzucht lebte, und viel Butter und Käse machte. Er ward der Herrschaft Trautenau und Schatzler zugethan zum Mannrechte. Dann nach vielen Jahren hat das Dorf seinen Namen vom ersten Herrn bekommen, bis ein gewisser Herr Albrechetimus des Veit Waldnitzky Tochter freyte und das Dorf zum Heirathsgut bekam. Also schrieb er sich in bömischen Titel: pan na Alberitich, zu deutsch: Albrechtsdorf, später Albendorf.
Die Gemeinde Albendorf liegt an der Albendorfer Bezirksstraße und zerfällt
in Nieder- und Oberalbendorf. Beide Teile bilden zusammen eine Ortsgemeinde
mit 110 Häusern und 541 Einwohnern. An direkten Steuern zahlt die Gemeinde
1740 Kronen. Albendorf liegt unmittelbar an der preußisch-schlesischen Grenze
und ist von den Ortschaften Kunzendorf (preußisch), Rehorn, Dörrengrund und
Oberkolbendorf umgeben.
Der Ort erhebt sich etwa 750 m über dem Meeresspiegel und hat im Norden den
Albendorfer Berg, im Süden den Quetschenstein als bedeutendste Erhebungen.
Zusammenhängende Fichtenwaldungen sind mehr auf der West- und Nordseite. Auf
der Ostseite, wo sich noch ausgedehnte kahle Berglehnen befinden, und wo Jahrhunderte
kein Wald angepflanzt wurde, sind seit 10 Jahren die ersten Anfänge mit Neukulturen
gemacht worden, nachdem Staat und Land zu diesem Zwecke Subventionen bewilligten.
Die Jagd ist ziemlich erträglich, da außer Hasen auch Rehe, Hirsche, Auer- und
Birkhähne vorkommen. Den Ort durchzieht ein Bach, das Albendorfer Wasser genannt,
an welchem mehrere Mühlen liegen. In demselben sind auch Forellen zu finden.
Der Boden ist nicht tiefgründig, und mitunter recht steinig, das Grundgestein
ist größtentheils Kalk. Das Klima ist rauh. Die Bewohner, Deutsche und
Katholiken, leben vorherrschend von Viehzucht und Ackerbau. Handels- und Gewerbetreibende
gibt es 21.
Von Getreidearten wird vorwiegend Hafer, dann auch Winter- und Sommerkorn
gebaut. Der Flachsbau, welcher einstens eine bedeutende Einnahmequelle der
Bewohner bildete, ist durch das immerwährende Sinken der Flachspreise von
fast keiner Bedeutung mehr. Im Jahre 1899 errichtete Josef Lahmer Nr. 43 auf
eigene Kosten eine Molkerei, in der alle Sorten Käse von vorzüglicher Güte
und die feinste Riesengebirgsteebutter erzeugt wird.
In Albendorf sind mehrere Kalksteinbrüche mit sehenswerten Höhlen, auch befindet
sich daselbst ein großer Ringofen zur Kalkerzeugung. In zwei Mühlen, wo das
Mahlen schon lange eingestellt wurde, sind Schindelmaschinen aufgestellt,
und es wird daselbst auch Leinmehl erzeugt. Von öffentlichen Gebäuden sind
erwähnenswert: die Schule und die k. k. Zollamtsexpositur, wo auch die k.
k. Finanzwach-Abteilung untergebracht ist.
Von Vereinen bestehen 1 Ortsfeuerwehr ein land- und forstwirtschaftliches
Kasino. Albendorf gehört zur Pfarrkirche Marschendorf. Die Schule (dreiklassig
mit 188 Kindern), wurde in ihrer heutigen Form im Jahre 1886/87 erbaut. Das
frühere hölzerne Schulhaus, welches im Jahre 1796 errichtet und nach 100 Jahren
schon recht baufällig geworden war, wurde im Jahre 1886 abgetragen und an
dessen Stelle kam das neue Schulhaus zu stehen. Vor dem Jahre 1796 wurde in
den sogenannten "Dörrhäuseln" unterrichtet. Die ersten Anfänge in der Unterrichtserteilung
wurden im Jahre 1770 gemacht, wo ein gewisser Gottfried Kühn, der irgendwo
das Lesen und Schreiben erlernt hatte, sich mit der Erteilung des Unterrichts
in diesen Gegenständen befaßte. Die Schule blieb bis zum Jahre 1879 einklassig,
am 1. März 1879 wurde die zweite Klasse errichtet und mit Beginn des Schuljahres
1901/2 wurde die dritte Klasse eröffnet. Der Ortsname wird von "Albrecht"
abgeleitet.
Aus der Lehrerfamilie Stwertetschka ging der gegenwärtige Abt von Braunau, Dr.
Stwertetschka hervor, welcher als Wohltäter des Ortes bezeichnet werden kann,
und dessen Vater, Johann Stwertetschka, durch 62 Jahre (1821 - 1883) als Lehrer
wirkte. Sein Nachfolger ist Franz Pischel.