Quelle: "Das Riesengebirge in Wort und Bild"

Kolbendorf

von Johann Böhm.

Bezugnehmend auf den Artikel "Noch etwas über Kolbendorf" von Herrn Miksch im letzten Hefte dieser Blätter erlaube ich mir Nachfolgendes zu bemerken:

Marschendorf mit Kolbendorf, Albendorf, Soor und Burgersdorf bildeten erst seit dem 21. März 1623 ein eigenes Gut. In dem genannten Jahre wurde diese Ortschaften von der königlichen Kammer durch Karl von Lichtenstein als Bevollmächtigter an Maria Magdalena von Treka, geborene Lobkowitz, um 22 496 Sch. 11 Gr. meißnisch verkauft mit Vorbehalt der Obergebirgswaldungen und der Patronatsrechte über die Kirchen in Marschendorf und Soor. Die genannten Waldungen wurden erst im Jahre 1731 vom Grafen Ernst Ant. Schafgotsch angekauft und der Marschendorfer Herrschaft einverleibt.

In der Zeit, da Hüttel des Ortes Kolbendorf unter dem cechischen Namen Lisetziny erstemal Erwähnung thut (1541), gehörte es, sowie auch Marschendorf zum Lehnsgute Schatzlar. Dass beide und noch viele andere Ortschaften diesem Gute einverleibt wurden, bewirkte Christoph von Gendorf, der bei dem Könige Ferdinand in hoher Gunst stand, auf kurze Zeit; vor ihm und einige Jahrzehnte nach ihm gehörten Marschendorf und Kolbendorf zum Trautenauer Burglehen.

Meine Angabe bezüglich des Gemeindesiegels Kolbendorf im 16. und 17. Hefte dieser Blätter ist eine irrige und sage ich dem Herrn Miksch meinen besten Dank, dass er mich darauf aufmerksam machte. Dasselbe hat einen Durchmesser von 23 m/m, zeigt den Lattenstein (9 m/m hoch) zwischen zwei etwas nach rechts und links gebogenen Nadelbäumen (je 5 m/m hoch). Die Unterschrift in römischer Antiquaschrift lautet: Kolbendorf Niederth. (eil). Der Siegelstock soll, wie der derzeitige Gemeindevorsteher behauptet, weit über 100 Jahre alt sein.

Mein Versuch, den Namen Kolbendorf zu deuten, hatte natürlich nur die cechische Benennung zum Gegenstande.

Was den Namen Lattenhügel betrifft, so dürfte der erste Theil der Bezeichnung derselbe sein, wie der Name Ladig bei Johannisbad und Ladig- (Berg) zwischen Pilnikau und Tscherma.

R. Müller sagt in den "Mittheilungen des Nordböhmischen Excursionsclubs" 9. Jahrgang Seite 252 diesbezüglich: "Nach Sanders bedeutet Le(h)de ein nicht urbar gemachtes, wüst liegendes Stück Land, eine Heide. Bei Grimm wird Lede (wüst liegendes Stück Land) als ein aus dem Niederdeutschen bis ins östliche Mitteldeutsche vorgedrungenes Wort bezeichnet. Läden heißen bei den Landgütern wüst liegende, aber doch brauchbare Plätze. Wir haben hier in Reichenberg eine Galgenlade - dermalen Exercierplatz - und einen Stadttheil Lade. Für beide ist die voranstehende Grundbedeutung zutreffend; beide sind ihrer Bodenbeschaffenheit nach unbebaubarer, wüster Boden mit felsigem Untergrunde. Lade für Lede liegt im örtlichen Dialecte und findet sein Seitenstück in ladig, ladch = ledig, auch in Lahne = Lehne."

Seite 332 ibid. heißt es weiter: "Wie uns Herr Oberlehrer Schaffran in Tichlowitz versicherte, wird das Wort lade in Michelsdorf bei Leitmeritz auch als Eigenschaftswort gebraucht, z. B. das Stück Feld hat lade [1] gelegen. Auch gibt es bei Michelsdorf eine Thonlade. Daran anknüpfend ließe sich auch vielleicht der Name des Dorfes Laden bei Gabel auf Laden, d.i. bei den Landgütern wüst liegende, aber doch brauchbare Plätze zurückzuführen. Hantschel."

Darnach würde also der Name Lattenhügel einen Hügel mit wüstem, unbebautem Boden bedeuten und Lattenstein den Stein (Felsen), welcher sich auf diesem Hügel erhebt.


[1] Cechoslavisch heißt ležeti ladem = brach liegen. Nebenbei erwähnt sagt Umlauft in seinem geographischen Namenbuch von Österreich-Ungarn Seite 123: "Ladinach, Kärnten, Bezirk Klagenfurt, vom slavischen ledina = unbebautes Land."

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